Am 9. September 2024 fand auf dem Gelände der Treba-Agrar-GmbH in Reumtengrün im Vogtland die Erntebilanzpressekonferenz des Sächsischen Landesbauernverbandes e. V. statt. Im Mittelpunkt stand die Auswertung des Erntejahres 2024.
Schwierige Wetterbedingungen prägen die Ernte 2024
Die sächsischen Landwirte starteten mit großen Hoffnungen in das Jahr, nachdem der niederschlagsreiche Winter eine ertragreiche Saison versprach. Doch Spätfröste Ende März brachten die frühe Entwicklung vieler Kulturen zum Erliegen. Diese klimatischen Herausforderungen führten vor allem bei Wintergerste und Raps zu gravierenden Schäden, wie Bauernpräsident Torsten Krawczyk betont: „Taube Ähren, Schädlingsbefall und Viruserkrankungen sind nur einige der Folgen der Spätfröste, die sich nach der Ernte zeigten.
Der Sommer 2024 setzte diese schwierigen Bedingungen fort. Starkregen, Sturmböen und Hagel hinterließen ihre Spuren auf den Äckern. Insbesondere Rapsflächen wurden durch Hagel stark in Mitleidenschaft gezogen, was für einige Landwirte ohne ausreichende Versicherung existenzbedrohend war. Darüber hinaus erschwerten anhaltende Regenfälle vielerorts die Getreideernte. Immer wieder musste der Drusch unterbrochen werden, was die Erntezeit verlängerte und Landwirte zu Geduldsspielen zwang. Dennoch sorgte der frühe Entwicklungsbeginn der Pflanzen für ausreichend Erntetage.
Erträge und Qualitäten unter Druck
„Auch wenn die Erträge regional stark variieren, können wir insgesamt von einer durchschnittlichen bis leicht unterdurchschnittliche Ernte sprechen,“ erklärt Krawczyk. Allerdings bereiten die Qualitäten große Sorgen. Die niedrigen Rohprotein-Gehalte vieler Getreidesorten verhindern eine Vermarktung als Backgetreide, sodass häufig nur die weniger rentable Futternutzung bleibt. „Für viele Betriebe wird es schwer, die Direktkosten zu decken. Diese Situation stellt die Landwirtschaft in Sachsen vor erhebliche wirtschaftliche Herausforderungen.“
Bauernpräsident Krawczyk ruft zu politischen Maßnahmen auf: Mehrgefahrenversicherung für die Landwirtschaft
Bauernpräsident Krawczyk fordert im Kontext der bevorstehenden Koalitionsverhandlungen politischen Handlungsbedarf: „Es ist an der Zeit, dass die Politik endlich die Weichen für eine Mehrgefahrenversicherung stellt, die unsere Betriebe vor existenzbedrohenden Schäden durch Witterungsextreme schützt. Dies dient der Stabilisierung unserer landwirtschaftlichen Unternehmen und sichert die Arbeitsplätze.“
Die sächsischen Ernteerträge im Detail
Laut Statistischem Bundesamt liegt der Getreideertrag in Sachsen bei schätzungsweise 66,6 Dezitonnen pro Hektar (dt/ha) – 1,4 dt/ha unter dem Vorjahreswert. In Sachsen wurden 897.240 Hektar landwirtschaftliche Fläche genutzt, davon 702.846 Hektar als Ackerland. Der Getreideanbau erstreckte sich auf 353.700 Hektar, darunter 180.100 Hektar Weizen, 113.900 Hektar Gerste und 31.300 Hektar Roggen. Der Getreideanbau einschließlich Körnermais umfasste 370.800 Hektar. Der Winterraps, Sachsens bedeutendste Ölfrucht, wurde auf 107.000 Hektar kultiviert. Die Gesamtgetreideproduktion (ohne Körnermais) wird für 2024 auf rund 2,35 Millionen Tonnen geschätzt. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Getreideanbaufläche um 5.200 Hektar, was die Erntemenge um etwa 1,5 Millionen Tonnen reduziert. Die Erträge der verschiedenen Getreidearten fielen sehr unterschiedlich aus: Winterweizen erbrachte mit 75,8 dt/ha eine über dem Vorjahr liegende Ernte, während die Wintergerste nur 65,5 dt/ha erreichte – 16,6 dt/ha unter dem Vorjahreswert. Auch der Roggen blieb mit 43,3 dt/ha unter dem Wert des Vorjahres. Der Ertrag des Winterraps lag mit 29,5 dt/ha ebenfalls unter dem Vorjahresniveau.